König David spielt auf seiner Harfe. In seinem lächelnden Gesicht kann man hören, wie schön seine Musik auch in seinen Ohren klingt. Und er erinnert sich an ein Gespräch, das er mit seinem Vorgänger, dem unglücklichen König Saul führte, als er ihm, dem depressiven, was vorspielte; das Gespräch hat Rainer Maria Rilke festgehalten. Sie sprachen von Frauen und davon, dass er noch reichlich jung war und eine „Knabenhand“ hatte. Und da fragte er den Saul: „Glaubst du König, dass sie die Oktaven eines Leibes noch nicht greifen kann?“ Und mir scheint, er denkt auch an Bathseba, wo seine Männerhand zugegriffen hat (2 Sam 11). Wie schön sie war, wie sie in der Nachbarschaft seines Palasts abends auf ihrem Hausdach ein Bad nahm, unverhüllt-evaisch. Er liess sie kommen, sie zierte sich nicht. Sie war schon verheiratet, ihr Mann musste sterben. – Auch der allmächtige Herr Jesus konnte sich seine Verwandtschaft nicht aussuchen.
Der historisch-kritische Bibelleser stört die Poesie mit der Bemerkung, die ganz Kritischen bezweifelten, dass es den König David überhaupt gab. Sie betrachteten die Geschichten um ihn als Teil der jüdischen Stammes- oder Volksmythen. Mit deren Hilfe sollte in späteren Jahrhunderten eine soziale Identität dieser heterogenen Population, die im Jerusalemer Staatsgebiet lebte, konstruiert werden. Die weniger Radikalen wie z.B. der Bochumer Alttestamentler Frevel halten es zwar für sehr wahrscheinlich, dass es ihn gab, zu näheren Details referieren sie aber nur lange Diskussionen ohne zwingende Schlussfolgerungen. In diesem Zusammenhang wird gelegentlich der Begriff „Warlord“ gebraucht. Und das davidische Grossreich – eher Stammesmythos als historisch erweisbare Realität, sagt man.
Die zierliche Sandsteinplastik, die früher einmal farbig angemalt war, befindet sich an der Westseide des südwestlichsten Strebepfeilers und stammt aus der Zeit zwischen 1270 und 1290. Der königliche Herr ist in eleganter Mode der Mitte des 13. Jahrhunderts gekleidet. Das hier ist eine Kopie; nach ein paar Hundert Jahren im immer saureren Regen kam das Original ins Museum.
Die nächste Miniatur am nächsten Wochenende: „Apostel Petrus“.
…von wem war nochmal der „König-David-Bericht“? Diese hier gezeigte Hand ist nicht klein und hier sitzt auch kein musizierender Jüngling. Eher ein rüstiger älterer König, der seinen Erinnerunge nachlauscht. Er hat dabei offensichtlich Spaß. Gibt es auch ein Bild Bathsebas am Münster? Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern….
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Nach gründlicher Recherche der Redaktionskonferenz hat sich ergeben, dass kein Bild von Bathseba am oder im Münster existiert. Ursprünglich war ein solches geplant gewesen, aber die theologischen Berater und die ausführenden Künstler konnten sich nicht einigen. Während erstere Bathseba mit Klein-Salomon im Kinderwagen abgebildet sehen wollten, bestanden letztere darauf, sie beim Bade auf dem Dach wiederzugeben.
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