Der Ministrant ist empört: An der letzten Redaktionskonferenz konnte er aus familiären Gründen nicht teilnehmen. Das hat der Tor, so meint er, schamlos ausgenutzt, um sein geistarmes Pamphlet über den besinnlichen Hl. Josef in den Blog reindrücken zu können. Er verlangt eine Gegendarstellung wie folgt:
Der Heilige Josef denkt im Turmhallentympanon in tiefer Sorge nach – Konrad Kunze weist darauf hin, dass er in der für das Hochmittelalter typischen Sorge-Haltung dargestellt ist, wie sie bei Walther von der Vogelweide geschildert ist: „Ich saz uf eime steine, und dahte bein mit beine; dar uf satzt ich den ellenbogen; ich hete in mine hant gesmogen daz kinne und ein min wange. Do dachte ich mir vil ange…“ Mittelalterliche Comics folgen nicht immer von links nach rechts dem Zeitablauf des geschilderten Geschehens. Deswegen ist hier wohl nicht die Situation nach der Geburt eingefangen, sondern der ca. acht Monate zurückliegende bange Moment, in dem dem künftigen Heiligen klar wurde, dass seine Verlobte schwanger war. (Feixt der Tor dazwischen: Da ist es auch anderen schon plümerant geworden.) Vom Evangelisten Matthäus (1,19) wissen wir, dass Josef einen Augenblick erwog, sich im beiderseitigen Interesse und Einvernehmen von ihr zu trennen. Dieser Moment ist im Tympanon dokumentiert. Aber nach einer traumhaften engelischen Nachhilfestunde (Mt. 1,20) beschloss er bekanntlich, mit ihr zusammenzuziehen, was die Grundlage für seine spätere Heiligkeit wurde.
Das Josefsfenster, das Fritz Geiges 1924 entworfen und ausgeführt hat, befindet sich im südlichen Seitenschiff. Wie Frau Mittmann in ihrem Glasfenster-Buch berichtet, waren die frommen Stifter dieses Fensters die Familien der Gebrüder Himmelsbach. Sie besassen die damals grösste Holzfirma Deutschlands, die 3 Jahre später Konkurs machte. Der Tor mutmasste, vielleicht sei die Stiftung des Fensters für den Namenspatron des Firmengründers der hoffnungsvolle aber erfolglose Versuch gewesen, mit Hilfe des himmlischen Fachkollegen das irdische Geschäft wieder flott zu kriegen. Das Bild hier zeigt eine Scheibe aus diesem Fenster mit eben dieser aufklärenden Traumszene bei einem Nickerchen zur Mittagszeit in der Werkstatt. Es sind gleich zwei Engel zugange mit Begleitmusik und einem Vorabfoto seines künftigen Wirkungskreises.
Die Miniatur des nächsten Wochenendes hat das Fest „Mariä Verkündigung“ im Blick.