Diese Figurengruppe befindet sich im Tympanon des Schöpfungsportals an der nördlichen Aussenseite des spätgotischen Chors, rechts von der Verführungsszene. Die Verführungs-Szene zeigt das gemeinsame Sündigen – sofern da nicht doch mehr war als das gemeinsame Naschen. Aber das könnte man sowieso an keiner christlichen Kirchentür abbilden, höchstens an einem Hindutempel. Und dort wärs keine Sünde. Nicht im Bild ist, was danach kam, das herrgöttliche Donnerwetter mit saftiger Abstrafung. Darauf folgte dann der hier dargestellte Rausschmiss.
Wie sattsam beschrieben, bekommt Eva die bekannten perinatalen gynäkologischen Schwierigkeiten. Ferner erhält sie einen begehrten Despoten: „Du hast Verlangen nach deinem Mann, er aber wird über dich herrschen“ (Gen 3,16). – Kommentar von Frau J.: „Männerphantasien“. – Gott führt also ganz nebenbei das Patriarchat ein. Und etwas zweites, sehr Wichtiges wird nur ganz vage und unvollständig angedeutet. Das hat allerdings der Hl. Augustinus, wie ich gelesen habe, dankenswerter Weise präzisiert: Adam und Eva und wir alle armen Menschen seitdem haben eine sehr harte Strafe abbekommen für deren Sündigen: Das Verspüren sexuellen Begehrens, also die Lust auf Lust. Ach wir Armen. Das wird allerdings nur für Eva explizit gesagt. Daher kommt wohl die Vorstellung, die sich bis in die Neuzeit gehalten hat, die Frau sei der sexuell aktivere und damit gefährlichere Teil der Menschheit.
Adam bekommt die Plagen des Ackerbaus bis ans Lebensende, das ihn in den Ackerboden zurückbringt. Zum Tod wurden die beiden laut diesem Text allerdings nicht verurteilt; die Sterblichkeit war schon gegeben. Wer weiss, wenn sie brav geblieben wären, hätten sie vielleicht mit der Zeit von den Früchten des anderen Baums kontrolliert essen dürfen, von den ewige Jugend verleihenden Äpfeln der Freia. Aber halt, jetzt bin ich in eine andere Geschichte hineingeraten. Auf jeden Fall fliegen Eva und Adam raus, raus gedrängt von einem unerbittlichen Engel, dem im Lauf der Zeit ein schubsender Arm abhanden gekommen ist. Anders als in der Bibel haben sie hier in Freiburg keine Fellröcke bekommen, nichts als das nackte Leben und ein paar welke Blätter bleiben ihnen. Anders der Engel, der ist reich gekleidet.
Aber warum fliegen Eva und Adam eigentlich aus dem Paradies? Sie werden nicht zur Strafe abgeschoben, sondern damit sie nicht auch noch vom zweiten verbotenen Baum, dem „Baum des Lebens“, essen und dann ewig leben können. Die Herrschaften wurden Gott gefährlich. Es war schon mehr als genug, dass der Mensch „geworden (ist) wie wir; er erkennt gut und böse.“ Damit reichte es.