Der Heilige Alexander von Rom II

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Mit dem folgenden bewegen wir uns, zur Freude des Historisch-Kritischen, auf dem Boden gesicherter historischer Fakten: Freiburg hatte zwar schon früh „richi Here, Geld und Guet, Jumpfere wie Milch und Bluet“, wie es der treffliche J.P.Hebel formulierte, aber an Reliquien mangelte es, lediglich das Schädeldach des Hl. Lambertus weilte hier. Dieser Mangel machte sich nach dem Ende des Dreissigjährigen Krieges besonders schmerzlich bemerkbar. Und so machten sich zwei wackere Männer aus der Freiburger Lokalprominenz, das Ratsmitglied Georg Schächtelin und sein Bruder Raphael, Guardian des Freiburger Kapuzinerklosters, auf nach Rom mit der Bitte um heilige Knochen. Sie  erhielten die Gebeine des kurz zuvor aus der Priszilla-Katakombe geborgenen Hl. Alexander von Rom, wo diese so um die 1350 Jahre ruhig gelegen hatten. Sie wurden ihnen mit Echtheitszertifikat, Namen und Kurzbiographie ausgehändigt von Kardinal Ginetti persönlich, wie auf einem Gemälde in der Münstersakristei abgebildet ist. Die verehrungswürdigen Knochen, die einen direkteren Draht zum Himmel bedeuteten – sozusagen High-speed-Internet –, haben nichts gekostet; das wäre unerlaubter Handel mit Heiligem gewesen. Aber für die Umtriebe bei Bergung, Identifizierung, Dokumentation der Lebensgeschichte, Versandfertigmachung,  Zertifizierung etc. standen Gebühren in (uns) nicht bekannter Höhe an. Georg Schächtelin habe die Reliquien in einer Holzkiste auf dem Buckel eigenfüssig über die Alpen getragen. Zum Dank dafür wurde er, als es soweit war, vor der inzwischen eingerichteten Alexanderkapelle  begraben.

In Freiburg kamen sie im Jahr 1650 an, wurden in Silber gefasst und im darauf folgenden Jahr feierlich ins Münster überführt und in der bisherigen Anna-Kapelle, die flugs zur Alexanderkapelle umfunktioniert worden war, der Verehrung des Volkes ausgesetzt. Vermutlich war es auch in dieser Zeit, dass der Hl. Alexander den Hl. Georg als Stadtpatron verdrängte. Über Reaktionen der beiden degradierten Heiligen Anna und Georg ist (uns) nichts bekannt.

Zur Hundertjahrfeier wurden die Gebeine im Jahr 1752 neu arrangiert, von den Dominikanerinnen des Klosters Adelhausen eingekleidet und in einem Rokokoschrein mit viel Gold und (Halb-)Edelstein drappiert.  125 Jahre später, im Jahr 1877, wurde der Heilige im Triumphbogengemälde, gegenüber dem seligen Bernhard, im himmlischen Hofstaat in nächster Nähe der Herrschaften bei der Krönung Mariens beschäftigt. Das Foto zeigt den dunkelgelockten charmanten Römer mit der Märtyrersiegespalme, noch ohne Schnurrbart von der Pestsäule. Der Tor kann sich vorstellen, dass er vielleicht wie sein Kollege Augustinus vor seiner heiligen Lebensphase eine weniger heilige hatte. Hier dürfte er gerade aus einer altrömischen Taberna geeilt kommen, wo er nicht abgeneigt war, eine blondeTouristin aus Germanien kennen zu lernen. Die Person neben ihm ist jedoch keine solche, sondern ein Engel. Im Jahr 1881  bekam er dann noch einen neogotischen Altar aus der bekannten Marmon-Werkstatt.

 

Und hier noch der Zusammenhang, in dem unser Heiliger im Münster dargestellt ist, das Triumphbogengemälde von 1887:

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