Der göttliche Vater hatte für den Sohn etwas vom Schrecklichsten vorgesehen, was einem Menschen passieren kann. Muss er dann – einfach der Gerechtigkeit wegen, wenn schon Mensch, dann ganzer Mensch – für ihn nicht auch die Freuden und Schönheiten des Menschseins bereitgehalten haben? Und da sind wir wieder einmal angelangt bei Mirjam aus Magdala, gewöhnlich als Maria Magdalena bezeichnet, und der Frage nach der Beziehung der beiden. Und da sind wir auch am Ostermorgen, wo Mirjam weinend am leeren Grab steht und den geliebten toten Mann sucht – und wie er leibhaftig-lebendig vor ihr steht, erkennt sie ihn vor lauter Tränen nicht, sondern hält ihn für einen Gärtner. Und dann nennt er sie beim Namen: „Mirjam“. Da fällt bei ihr der Groschen, das Ohr ist doch das soziale Organ Nr. 1. Und dann das verstörende „Fass mich nicht an!“ Er ist zwar vorhanden, aber nicht mehr zuhanden, warum auch immer. Das ist ein Wermutstropfen im österlichen Freudenbecher.
Hier wieder einer der schönen Schlusssteine aus dem spätgotischen Chorbau. Der hier befindet sich in der Blumeneckkapelle. Jesus wie üblich mit dem Spaten, obwohl er doch gar kein Gärtner ist; Maria hat ihre übliche Dose dabei.