Margaretha von Antiochien

Vielleicht maximal eine von 100 000 Personen, die durch das Münster ziehen, wird diese anmutige Heilige wahrnehmen. Sie steht im äussersten südwestlichen und meistens sehr dunklen Eck der Turmhalle und ist die heilige Margaretha von Antiochien, in der Ostkirche als Marina bekannt. Dass sie wirklich um das Jahr 304 als Märtyrerin gestorben ist und davor auch gelebt hat, wie ihre Legende erzählt, ist sehr, sehr unwahrscheinlich. Die Legende folgt einem Grundtyp, der beliebig mit Frauennamen ausgefüllt und mit pervers-grausigen Details ausgeschmückt werden konnte: Wunderwunderwunderschöne edle Tochter aus gutem Haus ist bzw. wird Christin, verspricht sich vorbehaltlos Christus als ihrem himmlischen Bräutigam, wird dann von einem irdischen, mächtigen Möchteger-Bräutigam entdeckt, der meint, sie solle Christus lassen und ihn nehmen; er wisse ihre irdischen Reize besser zu würdigen. Sie will nicht, er reagiert sehr unnett, sie stirbt als Märtyrerin. Margaretha gab es also vermutlich gar nicht, aber nachgewirkt hat sie mit Macht, war eine der prominentesten und beliebtesten Heiligen des Mittelalters, eine der 14 Heiligen Nothelfer und eine der vier „virgines capitales“, was man wohl mit „Hauptjungfrauen“ übersetzen kann . Da sie auch dem Teufel persönlich, der sie in Drachengestalt attackiert hat, Paroli geboten hat, ist ihr Maskottchen und allgegenwärtiges Erkennungszeichen ein bisweilen putziger kleiner Drachen. Auf unserem Bild windet er sich zu ihren Füssen und hebt sein wenig furchterregendes Häuptchen.

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