Nicht nur italienische Menschen machen gern eine „bella figura“, wenn sie liebe und wichtige Gäste haben. Und womit macht man in Freiburg im Breisgau eine „bella figura“? Da bietet sich das Münster an. Aber um ein bisschen mit ihm zu glänzen, muss man es zeigen können, und dazu muss man es ein bisschen kennen lernen. Und dabei habe ich mich in das alte Gemäuer und seine ewig junge Chefin ein bisschen verliebt.
Die Zeiten, in denen ich versuchte, Kolleginnen und Freunden aus Italien und Spanien das Münster zu zeigen, sind vorbei. Geblieben ist die Lust zu fabulieren; dazu gekommen ist ein Fotoapparat mit einem ordentlichen Teleobjektiv. Mit seiner Hilfe kann man auch ferne und kleine Schönheiten des Münsters von ganz nahe betrachten. Und so entstand die Idee zu diesem Blog: Ich möchte einfach meine Fotos oder, besser gesagt, die von mir gesehene, häufig übersehene Schönheit des Münsters und Gedankensplitter dazu mit anderen teilen.
Dabei bin ich in allem – im Fabulieren, Interpretieren, Fotografieren – Dilettant, das heisst: nicht vom Fach; aber das Wort kommt vom italienischen dilettare = erfreuen, ergötzen, ich mache es mit grossem Spass an der Freude, es ist ein Spiel. Ich fotografiere mit meiner Amateurkamera, von unten aus der Perspektive der seit 800 Jahren Betenden und Betrachtenden; ich habe das Licht zur Verfügung, das Sonne und Münstermanagement allen Besuchern bieten.
Mein Name ist Nikolaus Sidler. Ich geniesse seit einigen Jahren mein müssiges Rentnerdasein, nachdem ich jahrzehntelang Lehrer war. Mit der katholischen Kirche habe ich vielfältige und interessante Erfahrungen gemacht. Deswegen habe ich ein etwas distanziertes, leicht amüsiertes Verhältnis zu dieser Kirche und zu organisierter Religion überhaupt.
Bei der Verfertigung der Gedanken zu den Bildern beschäftige ich gelegentlich freie Mitarbeiter, am häufigsten folgende drei: (1) Ein in die Jahre gekommener Ministrant, der Weih-nachten mal als kleinster der Truppe das Wachsjesulein vom Hochaltar zum rechten Seitenaltar und dort zur noch leer stehenden Krippe tragen durfte. Er starb um ein Haar vor Angst, dabei zu stolpern und sich vor der versammelten Gemeinde bis auf die Knochen zu blamieren. (2) Ein historisch-kritischer Bibelleser, der gelegentlich, wenn er nicht mit der Freundin Kaffee trinken war, eine theologische Vorlesung hörte. (3) Der Tor von Psalm 53,1, der in seinem Herzen spricht: „Es gibt keinen Gott“, aber nie wirklich Atheist war, sondern philosophisch haltbarer Agnostizist, und der häufig „im Kreis der Spötter sitzt“, wie Psalm 1,1 missbilligend sagt. Wir vier treffen uns wöchentlich zur Redaktionskonferenz.
Das Vorabbild dieses Blogs zeigt ein Lastenrad vom Dachboden des Münsters. Die Engel im und am Münster mit ihren Flügeln und die Heiligen einschliesslich der lieblichen Madonna mit ihren Heiligenscheinen wirken luftig-ätherisch, aber sie wiegen viele Zentner, die mit menschlicher Muskelkraft hochgehoben und an Ort und Stelle gebracht werden mussten. Dieses Originalrad aus dem 13. Jahrhundert machte so etwas überhaupt erst möglich. Ich zeige es, weil man es selten sieht.
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